Unser Anliegen
Wenn von Angehörigen psychisch erkrankter oder suchtkranker Menschen die Rede ist, hat man selten die Kinder der Erkrankten vor Augen. Aber gerade die Kinder suchtkranker oder psychisch erkrankter Eltern sind von der Erkrankung ihrer Eltern besonders stark mitbetroffen. Häufig sind sie durch die familiäre Situation überfordert und belastet, manchmal sogar unmittelbar gefährdet. Im weiteren Lebensverlauf steigt das Risiko der Kinder erheblich, selbst an einer Sucht oder psychisch zu erkranken. Die Eltern selbst nehmen aus Angst und Sorge um ihre Kinder Behandlungen nicht oder zu spät wahr.
Die persönlichen und sozialen Umstände sowie die Erkrankungen und deren Auswirkungen sind niemals gleich. Hilfen für die Kinder und ihre Eltern müssen daher immer individuell und passgenau gestaltet sein. Dies macht eine gute Abstimmung zwischen den verschiedenen beteiligten Hilfesystemen, Diensten und Fachkräften erforderlich. Hierfür benötigt es wiederum gute Vereinbarungen und Verfahren für eine gemeinsame Unterstützung der Kinder und ihrer suchtkranken oder psychisch erkrankten Eltern.
Unsere Zielsetzung
Durch interdisziplinäre Kooperation auf Grundlage gemeinsamer Grundsätze verfolgen die Mitglieder der Münchner Hilfenetzwerke folgende Ziele:
- interdisziplinäre Kooperation und Abstimmung der Hilfen aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen
- Anerkennung und Einbeziehung des Expertinnen- und Expertenwissens aller beteiligter Fachkräfte
- Erweiterung des Fachwissens und gegenseitige Konsultation von Netzwerkpartnerinnen und -partnern
- Krisenprävention durch Früherkennung
- gemeinsam getragenen Verantwortung für den Schutz von Kindern im Sinne einer gesunden Geburt und Entwicklung
- Vorurteilsfreie Unterstützung der psychisch oder suchtbelasteten Eltern im Umgang mit ihrer psychischen Erkrankung bzw. Suchterkrankung und Verhinderung seelischer Behinderung
- die gemeinsame Stärkung der Familie als Ganzes mit dem Ziel eines dauerhaften familiären Zusammenlebens
Unsere Kooperationsformen
Die Mitglieder der Münchner Hilfenetzwerke kooperieren interdisziplinär auf mehreren Ebenen:
- Fachübergreifende Zusammenarbeit im konkreten Einzelfall durch das Round Table-Verfahren
- Fachübergreifende Zusammenarbeit im Netzwerk durch gegenseitige fachliche Beratung und Konsultation
- Fachübergreifende Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten sowie Prozessverantwortlichen in begleitenden Steuerungsgremien
Das Round-Table-Verfahren
Zentrales Instrument der interdisziplinären Kooperation ist der sogenannte Round Table (runder Tisch). An ihm sind alle relevanten Fachkräfte unterschiedlichster Hilfebereiche sowie die psychisch oder suchtbelastete Familie beteiligt. Wer relevant ist, entscheidet die Fachstelle, bei der der Unterstützungsbedarf bekannt geworden ist, gemeinsam mit der Familie. Jede Fachstelle im Netzwerk kann so die Federführung für das Verfahren übernehmen, bis weitere Absprachen am Round Table getroffen werden.
Für die Beteiligung der Eltern und ggf. Ihrer Kinder am Round Table ist eine Einwilligungsserklärung notwendig. Am Round Table wird die Familie dabei unterstützt, den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden. Drohende Gefährdungen für die Entwicklung der Kinder werden gemeinsam eingeschätzt und erkannt. Die beteiligten Fachkräfte bieten angemessene Hilfen aus ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich an. Die Ergebnisse dieses Round Tables und das weitere Vorgehen werden dann in einer schriftlichen Vereinbarung festgehalten. Der Round Table begleitet die Kinder und ihre psychisch erkrankten oder suchtkranken Eltern auch langfristig und wird immer wieder bedarfsgerecht modifiziert.
Unser Erklärfilm gibt dazu weitere Eindrücke.
Unsere Grundsätze
In München gibt es ein qualifiziertes, breit gefächertes Angebot an Hilfen für Familien, Kinder und Jugendliche sowie für psychisch erkrankte oder suchtkranke Menschen. Diese Hilfen sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Um die Zusammenarbeit der Vielzahl beteiligter Fachkräften aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen zu unterstützen, wurden gemeinsam Grundsätze interdisziplinärer Kooperation erarbeitet und beschlossen. Sie bilden eine verbindliche Grundlage der Münchner Hilfenetzwerke. Alle Mitglieder verpflichten sich mit ihrem Beitritt freiwillig, die in den Grundsätzen beschrieben Zielsetzungen und Verfahren einzuhalten.